Geschichte und Bedeutung der Burg Marquartstein
Die Geschichte der Burg Marquartstein reicht bis in 11. Jahrhundert zurück.
Nach dem Tod Adelheids fiel Marquartstein an ihre Tochter aus zweiter Ehe, Utta von Pütten († 1141), die wiederum den Grafen Engelbert II. von Kraiburg-Ortenburg (†1141) heiratete. Damit ging das Chiemgauer bzw. Marquartsteiner Erbe an das Geschlecht der Ortenburger über. Ein Sohn Engelberts und Uttas erhielt die Herrschaft Marquartstein und erwarb zusätzlich durch Heirat mit der Tochter des Grafen Berengar von Sulzbach, Mathilde, weitere Güter im Grassauer Tal. In der nächsten Generation vererbte sich all sein Besitz an den Sohn seines Bruders namens Rapoto II. von Ortenburg (1164– 1231)
Rapoto war mit einer Tochter des Bayernherzogs Otto I. verheiratet und vererbte Marquartstein 1231 weiter an seinen Sohn Rapoto III. († 1248), dessen Ehe ohne männliche Nachkommen blieb. Die Tochter Elisabeth vermählte sich mit dem Grafen Hermann Wart von Wertenberg († um 1271) und brachte ihm so unter anderem die Herrschaft Marquartstein zu. Hermann verkaufte die Güter im Jahr 1259 für 11.000 Mark Silber an Herzog Heinrich von Niederbayern (1253–1290).
Dieser Kauf stand im Zusammenhang mit einer großen Verwaltungsreform in ganz Bayern, als die bayerischen Herzöge begannen, Landgerichte als Verwaltungszentren einzurichten. Der Sitz des Landgerichts Marquartstein, das die Gebiete links und rechts der Ache, einschließlich Bergen und einem Teil Siegsdorfs sowie Reit im Winkl umfasste, wurde die Burg Marquartstein. Ein Landrichter, namens Ulrich Perger, wird erstmals 1287 erwähnt.
Aus der mehrhundertjährigen Geschichte des Marquartsteiner Pfleggerichts sind erstaunlich wenige Quellen überliefert, die Licht auf die politischen Verhältnisse im Achental werfen könnten. Ein Hauptgrund hierfür könnte darin liegen, dass ein großer Teil der Akten im Pfleggericht nach dessen Auflösung als Altpapier verkauft worden sein soll.
Das Landgericht Marquartstein wurde 1799 aufgelöst und 1803 in das größere Gericht Traunstein integriert. Die Burg wurde zunächst als Dienststelle des König-lichen Forst- und Salinenamts genutzt, bereits 1808 aber erfolgte dessen Verlegung nach Traunstein. Anschließend verfiel die Burg. Sie wurde im Jahre 1822 zur Ruine erklärt.
1857 erwarben Cajetan von Tautphoeus, ein hoher bayerischer Regierungsbeamter im Umkreis des Königs, und seine Frau Jemima, eine irische Schriftstellerin, die Burg Marquartstein und sanierten diese zu Wohnzwecken. Cajetan verstarb 1885, seine Frau Jemima 1893. Beide liegen auf dem Unterwössener Friedhof begraben. Die Bedeutung der Familie Tautphoeus für die Geschichte Marquartsteins ist nicht hoch genug einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass die Burg heute die einzige erhaltene und bewohnbare Burg im Achental von ursprünglich mindestens sechs Burgen, ist.
Da der Sohn Cajetans und Jemimas Rudolf, der eine italienische Adelige geheiratet hatte, früh verstarb, gelangte das Erbe in italienische Hände. Ab den 20er Jahren wurde die Burg dann vermietet, von 1928 bis 1958 an Hermann Harless, den Begründer des Marquartsteiner Landschulheims.
Ab 1959 erlebte die Burg durch mehrfachen Besitzerwechsel unterschiedliche Nutzungen, seit 1988 ist sie im Besitz des Kunsthändlers Konrad Bernheimer aus München. Im Mai 2015 kündigte Herr Bernheimer an, die Burg verkaufen zu wollen. (Text und Bilder: Dr. Hans Grabmüller)